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Alltag in Jerusalem während der Coronavirus – Krise

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Der verlassene Machane Yehudah Markt gestern – Photo: Miriam Woelke

 

B“H
Jemand fragte mich nach dem Alltag in Jerusalem und wie wir so leben während der Corona – Krise. Wo gehe ich einkaufen?
Zuerst einmal: Die öffentlichen Verkehrsmittel funktionieren zu 25 % und die Straßenbahn in Jerusalem fährt weiterhin. Fahrgäste müssen Abstand nehmen und so viele Fahrgäste gibt es eh nicht. Einige Leute fahren zur Arbeit wie Krankenhauspersonal oder Leute, die im Supermarkt arbeiten.
Der Machane Yehudah Markt war gestern offen. Besser gesagt nur einige Geschäfte wie die kleinen Lebensmittelläden und ein paar Stände, wo Fleisch verkauft wurde. Alles andere ist geschlossen und ich gehe davon aus, dass alles jetzt vor Pessach einigermaßen funktioniert und wir an den sieben anstehenden Pessach – Feiertagen (Beginn nächsten Mittwochabend) Israel sicher unter einer kompletten Ausgangssperre stehen. Man will ganz einfach verhindern, dass sich an den Feiertagen Leute versammeln und den Virus noch mehr verbreiten.
Ich habe mich bei meiner gestrigen Chemotherapie mit einer Krankenschwester unterhalten, die mir den IV (Intravenös) gab. Meine Onkologie – Abteilung des Shaare Zedek Medical Center hält außerdem heute ein Webinar ab, wo Onkologie – Patienten auf Chemotherapie Fragen stellen können. Die größte Patientensorge ist, dass sich nur noch um Corona – Leute gekümmert wird und alle anderen Kranken rausfliegen. Dem widersprach die Krankenschwester gestern, wobei sie einräumte, dass einige andere Patienten sicher drunter leiden müssen. Nicht jedoch Krebspatienten auf Chemotherapie und alles laufe, wie gewohnt, weiter. Man habe schon während Kriegszeiten einwandfrei funktioniert.
Bis Anfang Juni erhielt ich weitere Chemotherapie – Termine, wobei ich aber jetzt erst einmal drei Wochen Pause habe. Wegen Pessach und weil die Onkologie momentan nur eine bestimmte Anzahl an Chemo – Patienten zulässt, da man den notwendigen Abstand untereinander gewährleisten will.
Dennoch kündigt Krankenhausdirektor Ofer Merin drastische Einschnitte in 2 – 3 Wochen an. Für Corona – Patienten:
http://www.israelnationalnews.com/News/News.aspx/278182
Aktuell gibt es 35 Tote in Israel. Die absolute Mehrheit sind ältere Leute mit gravierenden medizinischen Problemen im Vorfeld. 6857 Leute sind infiziert. Mehr als die Hälfte davon ultra – orthodoxe Juden, die noch bis vor kurzem auf die Richtlinien des Gesundheitsministeriums pfiffen. Aber auch Chabad – Lubawitsch muss sich gewaltig Kritik gefallen lassen. Israel will unbedingt ein zweites Boro Park verhindern.
Wer aktuell pfeift, sind die Araber und die illegalen Afrikaner in Tel Aviv – Süd.
Als ich mit meiner Begleitung von der gestrigen Chemotherapie kam, stoppten wir am Machane Yehudah Markt und erledigten ein paar Einkäufe. Daheim wartete auf mich ein großer Früchte – und Obstkarton von Freunden. Heute kommen sie nochmals und an Essen fehlt es mir definitiv nicht. Sie kaufen für mich ein, weil sie über einen PKW verfügen und ich gebe ihnen das Geld für die Einkäufe.
Auch handgemachte Mazzot habe ich von Chabad recht teuer (muss ich sagen) erstanden. Dazu soll aber noch ein kostenloses Seder – Paket mit Pessach – Lebensmitteln folgen. In einem kleinen Supermarkt auf dem Markt kaufte ich gestern einen Packen Mazza Schmura. Die Teuren, die da aber nur 10 Schekel (2,50 Euro) kosteten. Immerhin plane ich an Pessach Mazze – Brei mit Mazze – Bröseln, zwei Eiern und das alles zusammen anbraten.
Karotten habe ich für Pessach, aber noch nicht genug. Freunde und ein Nachbar wollen mir noch kiloweise Kartoffeln, Zwiebel und weitere Karotten für die Feiertage anschleppen. Mir fehlt es an nichts und wenn, dann gibt es zur Seder halt Bratkartoffeln mit Zwiebeln. Ich bin nicht wählerisch und das ist eh eines meiner Lieblingsessen. 🙂 Mazzot sind genug vorhanden. Und Traubensaft zum Trinken auch.
Nur wenige Leute waren gestern auf dem Markt unterwegs und ich nehme an, dass es bislang noch keine komplette Ausgangssperre gibt, weil die Leute Lebensmittel für Pessach einkaufen. Polizei und Armee kontrollieren überall und mittlerweile sollte jeder eine Maske tragen. Handschuhe sowieso.
Masken gibt es, u.a., günstig bei Superpharm. Israel leidet unter keiner Klopapier – Krise und alles ist vorhanden außer Eier. Letztere sind echt schwer oder gar nicht zu finden. Dafür gibt es massenhaft Klopapier und Wischtücher. 🙂
Vorwiegend sind die Leute daheim und die Straßen sind leer. Einzig und allein die Araber sind massenhaft unterwegs. Ohne Masken und Handschuhe. Jedenfalls soweit ich das hier in meiner Umgebung sehe.
Jeder wurschtelt halt so vor sich hin. Mehr als 1 Mio Israelis sind derweil arbeitslos und es wird lange dauern, bis sich das Land erholt.
Zurück zu mir: Ich bin fast nur zuhause und langweile mich ganz und gar nicht. Ein paar sportliche Übungen, lesen oder halt Internet. Das bin ich eh gewohnt, seit ich auf Chemotherapie bin, denn viel unternehmen geht nicht. All die Nebenwirkungen lähmen und ich verliess nur zu Arzt – und Krankenhausterminen bzw. zum Einkaufen mal das Haus. Und Freunde bringen mir seit Monaten Lebensmittel mit. Alles also nichts Neues. 

1 Kommentar

  1. Miriam Woelke sagt:

    B“H

    Die Zahl israelischer Arbeitsloser steigt weiter:

    http://www.israelnationalnews.com/News/News.aspx/278179

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